Unter den Neuankömmlingen in den USA waren auch die Vorfahren von Jaime und Benjamin Chaikels Großmutter Linda Rosen.
Moshe (später: Morris) Rosen und seine Frau Ida (Ideanna) Tobolowsky verließen Grodno und wanderten 1894 zusammen mit ihren acht Söhnen und den beiden Töchtern in die USA ein.
Moshes Sohn Louis (Lazar) Rosen, geb. 1887, Lindas Urgroßvater. In New York traf Louis Anna Goldkrantz, geb. 1892, und heiratete sie. Ein Jahr später, am 13.08.1919, kam Lindas Vater Philipp Rosen auf die Welt.
Louis Rosen |
Anna Goldkrantz |
Goldkrantz, eine Familie aus Kongresspolen
Die Familie Goldkrantz stammte aus Sochaczew, einer Kleinstadt in Masowien, 60 km westlich von Warschau, und war Anfang des 20. Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten eingewandert.
Die Stadt hatte eine bewegte Geschichte. Die seit 1750 in Sochaczew ansässige jüdische Gemeinde wuchs stetig, so dass sie Ende des 19. Jahrhunderts wegen der zahlreichen Gelehrten und Intellektuellen, die sie hervorbrachte, eine Bedeutung erlangte, die auf ganz Polen und darüber hinaus ausstrahlte. Sochaczew wurde zu einem bedeutenden chassidischen Zentrum.
Die Lebensverhältnisse in Sochaczew in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren alles andere als günstig. Die Einwohner, die von Getreideanbau lebten, waren von der Agrarkrise von 1880 bis 1895 stark betroffen. Aufgrund der fehlenden Eisenbahnanbindung war die Industrie nur schwach entwickelt. Der Anschluss an das Schienennetz 1903 führte zu mehr Mobilität und zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Die Stadt hatte 1908 4520 jüdische Einwohner. Das waren 76 % der Gesamtbevölkerung.
Der erste Weltkrieg verwandelte die friedliche Stadt am Ufer des Bzura in ein Inferno. Vor ihren Toren kam es 1914 bis 1915 zu einem erbitterten Stellungskrieg zwischen Russen und Deutschen. Durch die Kampfhandlungen wurden nicht nur Wohnhäusern, sondern auch die Kirche, das Rathaus und der Bahnhof zerstört.
Große Teile der jüdischen Bevölkerung flohen nach Warschau. Die meisten Geflüchteten kehrten nach der deutschen Besatzung im Jahr 1915 wieder zurück. Im Jahr 1918, immer noch in den Wirren des Krieges, kam es zu antijüdischen Ausschreitungen.
Viele Juden Sochaczews, so auch die Familie Goldkrantz entschlossen sich wegen der bestehenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse, der anhaltenden Diskriminierung und antisemitischer Exzesse zur Auswanderung.
Philipp Rosen, um 2013
Philipps Rosens Mutter, Anna Goldkrantz, traf 1917 in den USA ein. Nach ihrer Heirat mit Louis Rosen lebte die Familie in Manhattan.