Anne Marbury Hutchinson – eine erste Feministin

Anne Marbury Hutchinson – eine erste Feministin

Ein Vorbild für junge Frauen unserer Zeit könnte Anne Hutchinson sein, eine Ur-Ahnin von Jaime, mit der sie durch Ihren Großvater William Chown verwandt ist.   Über dessen Ur-Ur-Großmutter Eliza Jane Corey (geb. 1822) besteht die Verbindung zur Familie Hutchinson. In einem andren Artikel wurde über das Leben von Anne Hutchinson bereits kurz hingewiesen.

Anne Hutchinson genießt heute den Ruf, eine Vorkämpferin für Menschenrecht, Toleranz und Feminismus gewesen zu sein. Wie kommt sie zu dieser Ehre?

Ironie des Schicksals:  Weil die staatlichen Autoritäten Anne Hutchinson an der Ausübung ihres Glaubens hinderte, floh sie mit ihrem Ehemann William Hutchinson 1634 in die britische Kolonie Massachusetts in Nordamerika, die offiziell Massachusetts Bay Colony hieß. Dort fand sie nicht die ersehnte religiöse Freiheit, sondern wurde selbst zu einer Verfolgten in ihrer eigenen Glaubensgemeinschaft.

Bei Annes Ankunft existierte diese Kolonie Massachusetts erst wenige Jahre und war stark von puritanischen Religionsflüchtlingen geprägt. Allein bis 1640 kamen über 20 000 Puritaner in die Region der Massachusetts Bay. Boston war der Hauptort der Siedlung und gleichzeitig auch sitzt des Gouverneurs. Die politische Verfassung der Kolonie würde man heute als theokratisch bezeichnen, also eine Herrschaft, bei der politische und religiöse Führung ineinandergriffen. Religiöse Auffassungen und ein besonderer Bezug zu Gott sollten das Leben der Menschen in dieser „heiligen“ Gemeinschaft bestimmen. Kirchenzugehörige galten als „Erwählte“. Nur sie hatten politisch das Wahlrecht. „Müßiggang“ wurde als Sünde verdammt.  Im Unterrichtskanon der Schulen spielte die religiöse Unterweisung eine herausragende Rolle.

Anders als die Pilgerväter hielten die Puritaner wirtschaftlichen Erfolg für ein Zeichen der Gnade Gottes. Gepaart mit Ehrgeiz und Wohlstandsstreben führte diese Auffassung sehr rasch zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.

Die puritanischen Gründerväter erließen moralische Vorschriften, die gleichzeitig auch gesetzlich verpflichtend waren. Wer gegen die Bestimmungen die z.B. Heirat, Gottesdienstbesuche und die theologische Lehrvorschriften verstieß, wurde als „Sünder“ unnachsichtig verfolgt und hart bestraft. Bei unehelichem Geschlechtsverkehr wurden sowohl Männer als auch Frauen ausgepeitscht. Bei „Ketzerei“ war die Todesstrafe vorgesehen, die schließlich an einer Urenkelin von Anne Hutchinson, Mary Barett Dyer, vollzogen wurde. (Zu Mary Dyer gibt es einen gesonderten Artikel.) Andersdenkende wurden verbannt.

Für eine selbstbewusst erzogene Frau wie Anne Hutchinson war damit der Konflikt vorprogrammiert. Reisegefährte von William und Anne Hutchinson bei der Überquerung des Atlantiks war ihr geistiger Mentor, der Prediger John Cotton, der wegen seiner religiösen Ansichten aus England verlassen musste. Bald nach seiner Ankunft wurde John Cotton zu einem der bedeutendsten Religionsführer der Kolonie und beeinflusste stark die weitere politische und religiöse Entwicklung Neuenglands. Cotton war äußerst konservativen und verfocht einen rigorosen Puritanismus. Ab 1635 war er bei der Verbannung  Anne Hutchinsons, die er anfangs noch verteidigt hatte, eine treibende Kraft.

Die Hutchinsons wurden Mitglieder der „Ersten Kirche“ in Boston, der wichtigsten Kirche in der Kolonie.

Dort begann Anne gemischtgeschlechtliche wöchentliche Treffen abzuhalten, um die Predigt des vergangenen Sonntags zu besprechen. Wegen der in diesen Treffen offen geäußerten Kritik an der vorherrschenden religiösen Praxis der Puritaner gerieten Anne und ihre Gefolgsleute in Gegensatz zu den religiösen Führern der Siedlung. Die Anhänger Hutchinsons versuchten außerdem wichtige Positionen in der Kirche mit ihnen genehmen Personen zu besetzen. So wurde angestrebt, den Pastor in Boston, John Wilson, durch Reverend John Wheelwright, einen Schwager und Anhänger Hutchinsons, zu ersetzen.

1637 kam es schließlich zur Anklage gegen Anne Hutchison. Die Klage führenden puritanischen Geistlichen wollten unbedingt den Eindruck vermeiden, sie würden religiös Andersdenkende verfolgen. Deshalb war die abweichenden theologischen Ansichten Annes auch nicht Gegenstand des Prozesses. Stattdessen wurde ihr vorgeworfen sich als Frau ungebührlich verhalten zu haben, indem sie den ihr zustehenden Platz in der Familie verlassen und sich in öffentliche Angelegenheiten eingemischt habe. Außerdem wurde ihre sexuelle Freizügigkeit vorgeworfen. Als Beweis führte man eine Fehlgeburt an. Das Urteil lautete Ausschluss aus der Gemeinde, was praktisch einer Verbannung aus  Massachusetts Bay Colony gleichkam.

Mit ihrem Ehmann zog sie nach Rhode Island. Gemeinsam mit Pastor Roger Williams, der mit ihr verbannt worden war, gründete sie dort eine Kolonie, die liberaler  religiöse Ansichten vertrat.

Später siedelte Anne Hutchinson mit ihrer Familie in den Bundesstaat New York um, wo sie und Teile ihrer Familie im Jahr 1643 bei einem Indianerüberfall ums Leben kam.

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