Zehn Jahre alt war der Ur-Großvater unserer Enkel Noah und Keziah, Jean Maurice Tchakalian, als er zusammen mit seinen drei Brüdern und seinen Eltern per Dekret am 20. Oktober 1932 französischer Staatsbürger wurde. 1954 beantragten die Mitglieder der Familie einen französisch klingenden Namen. Am 22.4.1955 wurde per Gerichtsbeschluss für alle Angörigen aus dem armenische Namen Tchakalian „Chaland“. So wollte es der autoritäre französische Beamte, der ihnen eine eigene Namenswahl verweigerte. Jean Maurice Chaland hat seine eigene und die spannende Geschichte seiner armensichen Vorfahren in zwei autobiographischen novellenartigen Erzählungen wiedergegeben:
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Pierre und Jeanette Chaland mit ihren Söhnen Gorges, Jean, Joseph und Henri im Jahr 1939 |
Jean Chaland wurde in Shanghai als Sohn einer griechischen Emigrantin aus Trapezunt, Jeannette Lucie Amour, und eines armenischen Geschäftsmanns aus Erzurum , Pierre Tchakalian, geboren. Er verbrachte einen Großteil seiner Jugend in China, in dem ehemaligen französischen „Konzessionsgebiet“, einem von Frankreich von 1849 bis 1946 verwalteten Distrikt der Stadt Shanghai.
Während er sich als Internatszögling des Albert-Sarraut-Gymnasiums in Hanoi auf die Aufnahmeprüfung an der Militärakademie Saint-Cyr vorbereitete, brach der Zweite Weltkrieg aus.
Als die Japaner am 9. März 1945 die noch verbliebene, in ihren Augen politisch „unzuverlässige“ französische Kolonialarmee handstreichartig entwaffneten, masakrierten oder gefangen nahmen, hatte Jean Chaland als junger Leutnant das Glück zu überleben. Er kam in das Todeslager von Hoa Binh (Tonkin), in dem schreckliche Zustände herrschten. |
Französsiche Soldaten, von den Japanern 1945 gefangen genommen |
Im August 1947 kehrte er nach Frankreich zurück und ging zu Air France, wo er eine berufliche Laufbahn begann, die ihn nacheinander nach Marokko, Zentralafrika (früher AEF), Südvietnam, Laos und Nepal führte. In dieser Zeit wurden ihm und seiner Frau Nicole geb. Monéglia die Töchter Sylvie und Nadine und der Sohn Jean-Marc geboren.
Am Ende seiner beruflichen Laufbahn zog Jean Chaland nach Carnoux-en-Provence, eine vorwiegend von „Pieds noirs“ (Franzosen aus den ehemaligen nordafrikanische Kolonien) besiedelte Gemeinde, in der er von 1983 bis zu seinem Ruhestand 2001 Bürgermeister war.
2002 kaufte er in Neuvic/Corrèze das Anwesen zurück, das einst der Familie seiner Frau Nicole Monéglia gehörte und die es wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten veräußern musste.
Später wurden Jean Chaland mehrere Ehrungen zuteil: Er wurde zum Offizier des Nationalen Verdinestordens und zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.
2011 gab die Kommune Carnoux einem öffentlichen Park mit Spielplatz seinen Namen. Der Parc Jean Chaland, bei dessen Einweihung er noch anwesend war, dient heute der Erholung von Jung und Alt.
Im hohen Alter unternahm der geisgtig noch sehr rege Greis diverse Reisen: Mit 86 Jahren flog er z.B. nach Neuseeland, um die Familie seines Enkels Eric zu besuchen. 2011 – also mit 89 Jahren – besichtigte Jean Chaland auf Einladung der grünen Bundestagsabgeordneten Viola von Cramon zusammen mit Familienangehörigen den Reichstag in Berlin. Die Gruppe wurde individuell betreut durch die französischsprachige wissenschaftliche Mitarbeiterin Sarah Käßmann.
Nach kurzer Krankheit starb er in Neuvic am 07.02.2014.