Woher kommen die Vorfahren von Walter Schneider und die seiner Kinder?
Schneider ist der dritthäufigste deutsche Familienname. Über 115.000 Menschen in Deutschland tragen diesen Namen, der ursprünglich eine Berufsbezeichnung war. Natürlich sind nicht alle miteinander verwandt. Die einzelnen Schneidersippen haben jeweils ihren eigenen Ursprung. Nicht einfach, hier den roten Faden zu finden.
Das Rätsel, woher die Vorfahren Walter Schneiders (ganz links im Bild) stammen, konnte jetzt erst endgültig gelöst werden; denn im Februar 2021 erschien das „Familienbuch der ehemaligen reformierten Pfarrei Konken 1663 – 1798“. Thomas Martin Pfaff hat dankenswerter Weise in mühevoller Arbeit diese Kirchenbücher durchforstet und alle Daten auf über 720 Seiten in zwei Bänden publiziert. Diesem Glücksfall verdanken wir es, dass wir die Ahnen der Schneiders bis zum Dreißigjährigen Krieg ermitteln konnten.
Bisher war durch familiäre Überlieferung lediglich bekannt, dass die Schneiders aus dem Ort Schwarzerden bzw. Reichweiler im Ostertal stammen, zwei an der heutigen Grenze zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz gelegenen Dörfern bei St. Wendel. Walters Vater Karl und sein Großvater, der Landwirt und Hufschmied Friedrich Jakob Schneider, waren also dort geboren. Friedrich Jakob und seine Frau Katharina Becker hatte zehn Kinder, von denen nur zwei das Erwachsenenalter erreichten: Adam geb. 1873. und Karl geb. 1875. Während Karl auf das Lehrerseminar Ottweiler geschickt wurde, erbte Adam (sitzend im Bild) den Hof und wurde Landwirt wie sein Vater. Sein Sohn Rudolf geb. 1903 (2. von links) führte die Landwirtschaft bis 1975 weiter.
Das Bauernhaus wurde verkauft. Adams Töchter Alma, Hilde und Erika (geb. 1946) erbten Grund und Boden. Allein Erika blieb in Schwarzerden wohnen und baute mit ihrem Mann Ottfried Wagner ein Haus, in dem sie heute noch leben.
Karl Schneider (mit Hut) zu Besuch bei seinem Bruder Adam Schneider (rechts außen), Landwirt in Schwarzerden,
neben ihm sein Neffe Walter Schneider und auf dem Wagen sitzend mit Mütze Adams Sohn Rudolf daneben Adams Ehefrau Caroline geb. Kessler.
Aufnahme: Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts; im Hinterdrund die Gastwirtschaft gegenüber dem Bauernhaus.
Das Bauernhaus heute.
In der Region Saar/Pfalz wechselte in Laufe der Geschichte in rascher Folge die staatliche „Obrigkeit“ und häufig auch die Pfarrzugehörigkeit, was den Familienforscher vor große Herausforderungen stellte.
Während der Besetzung des Gebietes durch französische Truppen in Folge der Französischen Revolution gab es neue staatliche Veraltungseinheiten:Departement, Arrondisssement, Kanton und Mairie.
1795 wurden durch den Beamten des Kantons Kusel im Arrondissement Birkenfeld des Saardepartements namens Benzino , die Kirchenbücher der Pfarre Pfeffelbach, zu der auch Schwarzerden gehörte, geschlossen, d.h. sie durften nicht mehr weitergeführt werden. Im Sinne der der Trennung von Kirche und Staat sollte von nun an allein das Zivilstandesamt zur Beurkundung von Taufen, Trauungen und Sterbefällen zuständig sein. Dasselbige befand sich auf Burg Lichtenberg. Die neu errichtete Mairie, Bürgermeisterei, Burg Lichtenberg begann aber mit ihren standesamtlichen Beurkundungen erst im Jahre 1819. Aus den Jahren dazwischen sind keine Unterlagen vorhanden. Bis zum Jahre 1822 war der Burg Lichtenberg Amtssitz von Mairie und Bürgermeisterei.
Wie sich jetzt dank des Familienbuches der Pfarrei Konken feststellen ließ, lebten unsere Vorfahren über viele Generationen bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts in dem 15 km von Schwarzerden entfernten Rehweiler im Kreis Kusel. Schrittweise wanderten einige Schneiders in zwei Generationen westwärts- jeweils durch Heirat bedingt – zunächst nach Rammelsbach und dann nach Reichweiler. 1819 heiratete Johann Nicolaus Schneider Elisabeth Jung aus Reichweiler und wurde dort Landwirt und Hufschmied.
Detaillierte Aufzeichnungen über die Einwohner Rehweilers vor dem Dreißigjährigen Krieg gibt es nicht. Während dieses Krieges ging es dem Ort nicht besser als vielen Dörfern im Saarland und der Pfalz, die fürchterlich unter einer entfesselten Soldateska zu leiden hatten. Ganze Ortschaften wurden ausgeplündert und zerstört und die Bevölkerung ausgerottete. Für Rehweiler gibt es Zahlen. Vor dem Krieg, also im Jahr 1609, verzeichnen die Kirchenvisitationsprotokollen des Amtes Baumholder 136 Einwohner in dem Dorf. Während viele andere Dörfer der weiteren Umgebung völlig unbewohnt waren, lebten nach dem Krieg in Rehweiler immerhin noch neun Familien.Die schlimmsten Verwüstungen fanden im Jahr 1635 statt als sich das Kriegsgeschehen auf das linke Rheinufer verlagerte. Im Mai 1635 erklärte Frankreich dem deutschen Kaiser den Krieg. Die kaiserlichen Truppen unter Führung des Generals Matthias Gallas verfolgten die mit Frankreich verbündeten schwedischen Truppen, die sich Richtung Lothringen absetzen wollten, um sich mit den französischen Truppen zu vereinigen. In Wallerfangen an der Saar wurden sie am 29. September 1635 gestellt und in einer Schlacht geschlagen. Auf dem Weg nach Wallerfangen zogen kroatische Söldner des kaiserlichen Heeres durch das Glantal über Meisenheim und Kusel nach Sankt Wendel und verwüsteten brutal die dort liegenden Ortschaften, darunter auch Rehweiler an der Glan. Wer diesen „Kroatensturm“ überlebte, fiel vom Hunger geschwächt den grassierenden Seuchen zum Opfer. Die, die übrig blieben, ernährten sich von Wurzeln und aßen die Blätter der Bäume. In ihrer Not verspeisten sie Hunde und Katzen, manchmal sogar Menschenfleisch, wissen Chronisten zu berichten.
Einer der wenigen Überlebenden dieser grauenvollen Zeit ist Matthes Schneider. Wo dieser Mann genau herkam, ist nicht mehr zu ermitteln. Entweder wohnte er vorher schon in Rehweiler oder kam aus einer der verwüsteten umliegenden Ortschaften. Er muss um 1620 geboren sein, denn 1643 wird ihm in Rehweiler seine Tochter Catharina geboren und wenige Jahre später sein Sohn Heinrich Schneider (Schneyder), von dem sämtliche Vorfahren von Walter Schneider, die diesen Namen tragen, abstammen.