Franz Dietz im II. Weltkrieg – 3 Russland – Einsatz auf der Krim

 Franz Dietz, Einsatz auf der Krim

Seit Oktober 1941 waren große Teile der Krim von der deutschen 11. Armee unter Generaloberst Erich von Manstein und rumänischen Verbänden besetzt. Nur in der Hafenstadt Sewastopol leistete die rote Armee noch heftigen Widerstand.

Die im Oktober in Mannheim begonnene Fahrt der Heeres-Küsten-Artillerie-Abteilung 284 zur Front endete am 29. Juni 1942 zunächst auf den Ausläufern des Taurischen Gebirges auf den Anhöhern über der Bucht von Balaklava.

 

 

                                 Bucht von Balaklava

über der Bucht von Balaklava

                                Fort Balaklava.

Im Taurischen Gebirge bei Sewastopol fand während des Zweiten Weltkriegs die Schlacht um Sewastopol statt, die vom 30. Oktober 1941 bis zum 4. Juli 1942 um die stark befestigte Stadt an der Krim geführt wurde. Der Höhenzug, der heute durch die Stadt bewohnt ist, war während des Krieges von zentraler Bedeutung für die deutschen Eroberungsversuche und wurde zu einem Gedenkort für die brutalen Kämpfe.

Die Bucht von Bakalawa

Am Ende der beeindruckenden Besichtigungsout entlang der Schwarzmeerküste schreibt Franz Dietz:

„Doch wir mussten weiter, und je näher wir Sevastopol kamen, umso lauter wurde das dumpfe Donnern der Front. Wir sahen links und rechts am Wege die vielen Gräber der toten deutschen Soldaten.“

Gräber unbekannter deutscher Soldaten

„Mitten in einer Wüstenei und großen Wildnis in Zelten hausten. Von Kutschuk Muskomja (Кучюк Мускомья 25 km südl. von Sewastopol)    kommend bezogen wir den Abteilungsgefechtsstand auf dem kahlen, sandig felsigen Windmühlenberg vor Sewastopol. Hatten wir in Kutschuk Muskomja noch häuslich oder  „höhlische“ Quartiere, so ist  hier lediglich  die felsig, steinige und sandige Hügellandschaft  „unsere Unterkunft“. Wir schlugen unter dem dunklen Abendhimmel unsere Zelte auf, um ein schützendes Dach über dem Kopf zu haben, falls der unberechenbare Petrus uns seinen nassen Segen schenken sollte. In einem Zweierzelt  schliefen Dein Schwager Gustav und ich in diesen Nächten auf blanken Boden, auf kantigen Steinen und richtig unkomfortablen Unebenheiten.“

 

Windmühlenhügel

Gefechtsstand bei Sewastopol

„Rasch haben wir uns wieder auf ein anderes Leben eingestellt. Wenige Kilometer vor Sewastopol sind unsere Geschütze in Stellung gegangen und schießen in die Stadt. Mehrfach mussten unsere Artillerie-Batterien die Stellung wechseln, immer weiter nach vorne. Wir feuerten bei Tag und bei Nacht unzählige Geschossen Richtung Sevastopol. Die Geschütze donnerten und schossen, was die Rohre hergeben. Hunderte von Kampfmaschinen, Zerstörer, Stukas  und Jäger zogen  über uns hinweg….

Gestern Nachmittag (1. Juli) kam für die Artillerie, also auch für unsere Einheit der Befehl: Schießverbot auf Sewastopol. Unsere Infanterie drang in die Stadt ein. Nur Sturzkampf-Flieger zertrümmerten noch in pausenlosem im Einsatz die Hafenviertel und die Schiffe der „siegreichen“ russischen Armee auf der Flucht.

Gefangene russiche Soldaten

Die russische Artillerie hatte längst aufgehört zu schießen. Russische Flugzeuge kamen nur noch vereinzelt des Abends von ihren Stützpunkten aus dem Kaukasus. Da drang gestern, 1. Juli, in den Abendstunden die stolze und freudige Meldung zu uns: Sewastopol ist gefallen. …Heute ist die Stadt nur noch ein Trümmerfeld. Das wundert mich auch nicht; denn ein Geschütz stand hier neben dem anderen: Moerser, Kanonen, Haubitzen, Beutegeschütze, schwerste Eisenbahngeschütze und so weiter. Dazu der dauernde Großangriff unsere mächtige Luftwaffe. In den vergangenen Tagen zogen ununterbrochen Schwärme von Flugzeugen nach Sewastopol. Das war ein Donnern und Dröhnen. Sewastopol lag  in einem mörderischen Feuer, die Hölle kann nicht schlimmer sein“

 Sewastopol nach der Kapitulation am 4. Juli 1942

Nach dem Ende der Kämpfe wird die Stabskompanie der Heeres-Küsten-Artillerie-Abteilung 284, der Franz Dietz angehört, zur Sicherung des Küstenschutzraumes der Abschnitte zwischen Kutschuk-Muskomja und nördlich Karan, beiderseits Balaklawa zugewiesen. Er selbst befindet sich in dem Badekurtort Omega.

  • Die drei Batterien der Abteilung hatten folgende Standorte:
  • 1. Batterie: Omega
  • 2. Batterie: Kap Chersones
  • 3. Batterie: Balaklawa

Am 18. Juli 1942 beschreibt er die Situation am neuen Standort:

„Schäumende Wellen stürzen sprudelnd wenige Meter von mir auf den Strand. Über mir der Natur blauer Himmel, die lachende Sonne, sitze ich hier vor unserem Haus am Meer und schreibe diese Zeilen. Unser nächster vorläufiger Standort ist der Bade- und Kurort Omega, zwischen Sewastopol und Kap Chersones,  wohin man uns gnädiger Weise  verpflanzt hat….Das ist ein Leben hier! Wir lassen uns von der südlichen Sonne bräunen, gehen jeden Tag mehrere Male schwimmen im Schwarzen Meer und lassen uns von den Wellen umwerfen. Es ist die einzige, aber sehr schöne Abwechslung, die wir hier haben.“

  Unteroffizier Franz Dietz in Tropenuniform mit Kamerad Mildenberger

In dem Haus, in dem wir hier wohnen werden, noch nicht 50 m vom Strand entfernt, wäre es herrlich, wenn, ja wenn nicht jene furchtbaren Spuren der heftigen Kämpfe, die hier tobten, zurückgeblieben wären.

Aber wo Deutsche sind, da sind auch immer willige Menschen und fleißige Hände. Die Villa hat eine im wahrsten Sinn des Wortes aufs Dach gekriegt und gab fürs erste ein sehr chaotisches Bild ab. Zwar sind wir nicht als Badegäste nach Omega gekommen, aber eine Unterkunft, welche man für einige Zeit wohnen soll, muss auch einigermaßen bewohnbar sein.

Franz beklagt sich  am 18. Juli 1942 in einem Brief an seine Braut Martha Diener über die beengten Verhältnisse der Unterbringung des Stabes der Kompanie mit der kompletten Ausstattung:

„Dein Schwager Gustav sagte: ‚ich halte es hier nicht länger aus,der Zustand ist kaum tragbar, hier auf engem Raum in dieser elenden Bude!‘ Es war aber auch in der Tat zum Davonlaufen. In einer kleinen Holzbaracke hatten sich da in den ersten Tagen sechs tolle Burschen zusammengefunden: dein Schwager Oberwachtmeister Martin, der Oberfunker Neuenburg, der Unter-Offizier Wittenberg und dann die zwei unzertrennlichen Piefke und Paffke, die Unter-Offiziere Pflüger und Grogger. Und schließlich ich, das sechste Opfer. Fünf Referate mit unzähligen Kisten. Koffern und Kisten, sechs große Eisenbetten, Schachtische, Stühle, Sessel, Schreibtische, Vorhänge. Letztere trennten das Zimmer in Wohn und Arbeitsraum und überall zu unserer Qual Tausende von Mücken. Man fragt sich, wie man in einer solchen Behausung auch nur einen Schritt machen kann. So ein Sammelsurium auf engsten Raum, das ist in Wort und Bild nicht zu schildern.“

 

Arbeitskommando zur Renovierung der Villa

Zukünftigen Bewohner der Villa im Freizeitlook

ganz vorne Franz Dietz 

unten in der Dienstkleidung

Arbeitseinsatz am Bau

Aber es gab Hoffnung auf eine Änderung:

„Drüben in der Villa sind die Handwerker mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Bis morgen wollen sie soweit sein, dass man die Treppe zu der ersten Etage hinauf steigen kann. So sagte man uns zumindest, und wir beschließen  natürlich sofort: Morgen werden wir umgezogen sein.  Steine Schutt, Gerümpel hatten wir in rauen Mengen entfernt.

Der Raum, welchen wir beziehen wollen, beginnt langsam die Form einer Wohnung anzunehmen. Die Fenster liegen frei. Von jeder Seite fällt der Blick auf das  Meer, um uns der Garten mit Weinreben, Zypressen und Pinien. Im Frieden eine wahre Erholung, eine Stätte für Urlaub, drei Wochen Sonne am blauen Meer, was will man mehr?“

Zeichnung von Franz Dietz

Bis zum Abend war das eine große Loch in der Wand mit Brettern fachmännisch zugemacht, die sechs Betten und unsere privaten Utensilien, sprich Krempel, waren kunstgerecht aufgebaut und untergebracht, wir konnten einziehen und jeder atmete auf mit den Worten: ein herrliches Zimmer.  Die Geschäftsräume  des Stabes waren im Erdgeschoss untergebracht.“

Der Blick vom Balkon der Villa war traumhaft. Man richtete sich behaglich ein.

               

                                                                                      Blick auf den Strand                    Oberwachtmeister Martin in Freizeitkleidung genießt bei Radiomusik den Feierabend

Die Freude über die neue Unterkunft sollte nicht lange wären. Die Kräfte der Natur zeigten ihre rohe Gewalt:

„Das Wetterleuchten am nächtlichen Himmel ließ uns nichts Gutes ahnen. Es war ein Wetterleuchten wie vor einen furchtbaren Orkan! Pass auf jetzt wird es „ungemütlich“! Wir saßen zusammen, noch zum Teil beim Abendbrot. Da ging das Unwetter schon  los mit schrecklichem Getöse. Blitze zuckten über dem Meer, der Donner rollte, ein Wolkenbruch brach herein! Die dicken Tropfen prasselten nur so hernieder. Unter-Offizier Pflüger, der lustige blonde Jüngling, hatte sich schon bequem aufs Bett gepflanzt und seine Stimme klang teils feurig teils höhnisch über unser herrliches Quartier: bei solch einem Unwetter ist es noch am schönsten ungemütlich Stain in solch einem Fall Darlehen Zimmer.

Und immerzu neue Blitze, über dem nächtlichen Meer donnerte es unaufhörlich, noch heftiger war der Regen. Ein Blick zur Decke, da war es uns auch schon ganz schaurig zumute, da strömten die Wasserstrahlen wie aus Kübeln gegossen in unser Schlafgemach. Aus einigen Dutzend Löchern an der Decke wurden wir übergossen. Die Abendtafel triefte im Wasser: Teller und Trinkbecher schwammen davon, in der Mitte des Zimmers kam aus einer undichten Stelle an der Decke Wassermassen mit dem Druck eines Feuerwehrschlauchs.  Darunter stellten wir einen großen Kübel. Jeder von uns rannte zu seinem Bett und baute ein Zelt darüber. Der Sturm wurde noch heftiger, wir drohten davonzufliegen. Ich rannte zu meinem Bett. Es stand an einer besonders Wasser begünstigten Stelle.  Ich schob es und drehte es nach allen Seiten. Es hatte keinen Zweck, meine Decken und Kissen wollten nur noch nasser. Piefke zog einen wasserdichten russischen Ölanzug an. Damit wagte er sich bei diesem Orkan, bei Windstärke 12  hinaus auf das beschädigte Dach und schöpfte mit einem Eimer das hoch stehende Wasser, welches sich über unserem freudalen Salon gesammelt hatte ab. Martha, du hättest es sehen müssen, man kann es kaum beschreiben, jeder saß nach begossen wie Pudel an seinem Bett. Wir redeten nicht viel, aber umso lauter tobte das Unwetter und das Meer. Da schaute mich Dein lieber Schwager mit einem vielsagenden Blick an, doch trotz aller Unbill und Qual hatte er ein Lächeln um die Augen und wir alle mussten einmal kräftig lachen. Unser Lachen sollte alles Dröhnen und Donnern übertönen. Es war ein rauschende Nacht… Auf dem Boden stand mehrere Zentimeter hoch das Wasser, als wir aus dem Bett stiegen, da quietschte es nur so. Wir schliefen trotzdem ganz prima, denn „das kann doch  einen Seemann nicht erschüttern.“

Nach dem Ende der Kampfhandlungen am 1. Juli 1944 bis zum Beginn der sowjetsichen Offensive zur Rückerorberung der Krim am 8. April 1944  – also fast zwei Jahre – hatten die Soldaten an der Küste der Krim ein relativ unbeschwertes, von kriegrischen Auseinandersetzung weitgehend freies Leben.

Die Soldaten  hatten die Möglichkeit in ihrer Freizeit die Gegend, die reich an Naturschönheiten und kulturellen schätzen war,  zu erkunden.

In Gruppen unternehmen sie Wanderungen im Jaltagebirge.

Besuch in Sevastopol

                   

                                                                                                Großer Platz an der Leningrad Avenue. Hinter der weißen dorischen Kolonnade aus dem Steinvon Inkerman führt eine Papradetreppe hinunter zum Binnenhafen.  

 

 

Landzunge mit Leuchturm  Chersones 

Besuch der Überreste von Chersones, eine alte griechische Siedlung aus dem 6. Jh. vor Chr., die im 14 Jh.zerstört wurde. Die Besucher erreichten den Leuchtturm, noch heute ein markantes Denkmal der Region, über den Küstenpfad von Sewastopol aus und besuchen ein historisches Kloster.

 

Bei den Ruinen einer Basilika aus dem 6. Jh. fanden Ausgrabungen statt.  Im Hintergrund sieht man die prächtige Wladimirs Basilika,

die während der kommunistischen Herrschaft dem   Verfall überlassen wurde, inzwischen aber wieder völlig restauriert ist.

                                                                                                                     

   Fort Inkerman: die historische Höhlenfestung Kalmita in der Bucht von Sevastopol bestehend aus einem großen Höhlenkomplex

 

                              

Kap Fiolent, heute ein Natutschutzgebiet, war in einer dreistündigen Wanderung vom Standort Omega aus zu erreichen. Der Ort ist berühmt wegen seiner besondren Felsformationen aus Vulkangestein und den malerischen Stränden, die  über eine aus  fast 900 Stufen bestehende Treppe zu erreichen sind.

Am 6. Januar 1943 um 10.50 Uhr wurde das Idyll gestört und wieder von den Gefahren des Krieges eingeholt.

Franz Dietz gab Folgendes zu Protokoll:

  „Wir schauten vom Fenster aus aufs Meer. Die mächtigen Wellen zerschellten wie meistens mit großen Schaumkronen in der Brandung. Da sagte Gustav:  „Was kommt den da angeschwommen? Das ist doch eine große Seemine!“  Tatsächlich!  Die Wogen spülten die  Mine  immer näher Richtung Küste! Alle war in Aufregung! „Minenalarm!“ Wir wollten darauf schießen, aber das war uns verboten! Wir schauten  der Gefahr ins Auge, die Mine trieb unmittelbar dorthin an den Strand, wo unsere Villa stand, ausgerechnet dorthin, wo diese blöde Mine doch einen ewig langen Strand vor sich hatte.  Wir rissen rasch – es waren ja nur ganz wenige Minuten Zeit – alle Fenster auf! 

Da erfasste die riesige Mine eine überstürzende Welle und trieb sie auf das Riff.Jetzt könnte es sich nur noch um Sekunden handeln und sie würde auf die Felsen geschlagen und dröhnend detonieren! Was würde dann geschehen? Laut Vorschrift sollte man sich 1 km davon entfernt halten. Wir waren kaum 200 m davon weg. Wie des Donners höllisches Dröhnen vernahmen wir das Zerbersten der Mine. Wir wurden vom Luftdruck umgerissen, die Scheiben fast aller Unterkünfte zerstört, unsere Decke warf  ihren Verputz ab. Teile der harten Zementbrocken  fielen leider Gustav auf den Kopf. Unsere Stube sah grauenhaft aus! In einer Sekunde kann so   viel zerstört werden! Ich suchte den Rest unseres Weihnachtsgebäcks aus dem Schutt. Frei nach Wilhlm Busch ‚Mit der Zeit wird alles Heil, nur die Decke hat ihr Teil!'“

Am am 2. Februar 1942  endet die Schlacht von Salingrad mit der Kapitualtion der 6. Armee. Für die Soldaten auf der Krim ist diese Nachricht äußerst dprimierend und verunsichernd. Sie machen sich selber Mut, dass die Heeresleitung alle Maßmahmen ergreifen würde, die Lage an der Ostfront zu stabilisieren.

Franz schreibt dazu am 1. Februar 1943 an seine Braut Martha Diener im Saarland:

Gedrückte Stimmung unter den Kameraden

„Für die gesamte Ostfront wurde der Urlaub gesperrt. Urlauber, die noch im Reich sind, kehren nicht mehr zu ihrer Truppe zurück. Sie werden einer anderernVerwendung zugeführt. Martha, mit welchem Schmerz mich die Nachricht  über  diese Urlaubssperre erfüllt hat, kannst du gewiss nachfühlen! Ich weiß, wie unendlich schwer es dir bei dieser Nachricht ums Herz war. Aber dies eine darf ich dir mit voller Überzeugung und aus dem reinen Innersten meines Herzens sagen: Die Botschaft, dass unsere Trennung noch einige Zeit hinausgeschoben wird, unser Wiedersehen, von wovon wir immer träumen, worüber wir beide heute schon allein beim Gedanken daran so unermesslich glücklich sind, kann Dich nicht härter getroffen haben als mich.

Ein Soldat, so hart ihn diese Zeiten auch geformt haben mögen, sehnten  sich immerzu nach seiner geliebten Heimat und am allermeisten nach solch einer langen Zeit der Verbannung in der furchtbaren Einöde des elenden russischen Landes.  So angenehm wir uns auch das eintönige Dasein machen, so herrlich unsere Kameradschaft auch ist, ein Deutscher  ohne sein Heimat kann nie glücklich und zufrieden sein! Was gäbe ich darum in einem tiefen, dunklen Wald den Balsamduft saftiger Birken, harziger Tannen oder alter Eichen atmen zu dürfen. Du geliebte Martha fehlst mir am allermeisten. Und wie unzählig viele Menschen nehmen diese Opfer auf sich, wie viele tausender deutscher Männer und Frauen werden vom Schicksal unendlich hart getroffen!“ 

Anfang März 1943 trifft die Bewohner der Villa, der Stab der Kompanie der nächste Schicksalschlag. Sie verlieren ihre feudale Unterkunft, müssen die Küste verlassen und ins Hinterland umziehen.

„Ein schreckliches Geschehen und eine für uns aufrengende schlimme Nacht:  Ein wütendes Feuer raubt uns innerhalb einiger weniger Stunden eine mühsam aufgebaute Unterbringung. Unser stattliches Haus am Meer, von dem ich in meinen Briefen des Öfteren sprach, wovon auch in der illustrierten, die ich für dich schrieb, ebenfalls die Rede war, diese ehemalige „Russen-Villa“, worin wir sechs lustigen Krim -Bewohner ihre tolle Stuben eingerichtet hatten.Dieses Haus, wo Gustav und ich am letzten Weihnachtsfest zu zweit noch gemeinsam nach der gemeinsamen Feier des Heiligen Abends in einem trauten gemütlichen Zimmerchen in Gedanken  an Euch  zu Hause feierten, dies Haus welches uns bei Regen, Sturm und Kälte Schutz bot und welches uns so lange Zeit beherbergte, dieses Haus mussten wir nun innerhalb ganz weniger Stunden räumen und für immer verlassen

Am Abend des 4. März hatte ich mich so nach 21 Uhr in den gegenüberliegenden Haus, wo ich seit Ruckerst Rückkehr  aus dem  Urlaub übergesiedelt bin,  in meinem Zimmer ins Bett gelegt. Ich war noch nicht lange am Schlafen, als mich ein seltsames Rufen jäh aufweckte: ‚Haus A brennt, Haus A brennt!‘

 Mein Kamerad, der mit mir auf der Stube schlief, öffnete den Fensterladen, und in diesem Augenblick bot sich uns ein furchtbares Bild: hohe helle Flammen schlugen gegen den nächtlichen Himmel, der brausende Sturm jagte tausende gelb-rot sprühende Funken in endloser Kette durch dicke Rauchwolken in den Nachthimmel.In kürzester Zeit waren wir angekleidet und sprangen mit den anderen Kameraden zur brennenden Unterkunft.  Jeder packte zu, um zu retten was zu retten war. Alle rannten mit Eimern zum Meer. Die vollen Eimer schütteten wir auf die rasch um sich greifenden prasselnden Flammen. Die Dachsparren glühten hell und stürzten auf dem Fußboden des oberen Stockwerkes.

 Es war nicht eine Minute mehr zu verlieren, um nun das untere Stockwerk, wo Gustavs und Heinz Ruckerts Schlafgemach und das Geschäftszimmer lagen, zu räumen. Wir hatten gehofft es zu retten, der Sturm allerdings machte diese Hoffnung recht bald zunichte. Wir trugen im Funkenregen mit brennenden Augen die Schränke, Tische, Betten und so weiter in den Hof. Der Sturmwind heulte immer lauter und ohrenbetäubender sein grausiges Lied. Das Feuer wurde immer heftiger, es brannte im endlosen Knistern  das ganze Haus lichterloh . Wir trugen immerzu Kisten und sonstige Gegenstände in den Hof! Zum Glück konnte so ziemlich alles dem Raube der endlos um sich greifenden Flammen entrissen werden. Stunden dauerte das infernale Schauspiel. Dämonisch fraß sich das furchtbare Element immer weiter. Die geringen Mengen Wasser, die in bescheiden kleinen Behältern zum Löschen herangebracht wurden, waren ohne jeden besonderen Effekt. Gegen 4:00 Uhr des Morgens, nachdem nur noch der Fußboden klimmte, gingen Gustav und ich mit den Kameraden auf unsere Stube im benachbarten Gebäude.“

Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. Offenichtlich gab es genug Alkohol zum zünftigen zu Feiern.

Dazu schreibt Franz am 19. März 1943:

           Umtrunk mit Kameraden

„Gestern Abend war bei uns ein großes Fest unter dem Motto: Fest der vier KRIMinellen! Gustav Martin, Heinz Ruckert,  Benno Sterzenbach und ich waren Gastgeber, Wirte und Gäste in einer Person. In ideal schöner und feiner Weise haben wir vier tollen Burschen unter sparsamster Anwendung eines feuchten Stoffes mit alkoholischen Bestandteilen ganz herrliche Stunden verbracht.“

 

„Gestern, am 18. März 1943,  wurden uns  die im Auftrag des Führers durch den Herrn General Feldmarschall von Mannstein, unserem Befehlshaber beim Kampf um Sewastopol, ein Orden verliehenen, das sog. Krim-Schild. Jeder erhielt zwei Stück für Rock und Mantel, wo sie auf dem Ärmel befestigt werden.“

„Heute ist Sonntag, der 21. März 1943, zugleich Heldengedenktag. Ich will in kurzen Worten berichten, wie wir der toten Helden gedachten. Vor unserer Unterkunft ruhen vier deutsche Soldaten. Ein Gärtner, der in unserem Stab ist, hat diese Gräber bisher frisch hergerichtet und auf jedes Grab einen Kranz gelegt. Ein Ehrenzug mit Karabinern marschierte vornweg, dann folgte unser Stab. Hinter den Gräbern nahm der Ehrenzug Aufstellung. Der Adjutant machte dem Kommandeur Meldung.

Vier Gräber deutscher Soldaten mit Ehrengeleit

Benno Sterzenbach trat vor und sprach folgendes Gedicht von Walter Flex:

Dankesschuld

Ich trat vor ein Soldatengrab
Und sprach zur Erde tief hinab
Mein stiller grauer Bruder du
Das Danken läßt uns keine Ruh‘.
Ein Volk in toter Helden Schuld
Brennt tief in Dankes Ungeduld.
Daß ich die Hand noch rühren kann
Das dank‘ ich dir, du stiller Mann.
Wie rühr‘ ich sie dir recht zum Preis?
Gib Antwort, Bruder, daß ich’s weiß!
Willst du ein Bild von Erz und Stein?
Willst einen grünen Heldenhain?

Und alsobald aus Grabes Grund
Ward mir des Bruders Antwort kund
Wir sanken hin für Deutschlands Glanz.
Blüh, Deutschland, uns als Totenkranz!
Der Bruder, der den Acker pflügt
Ist mir ein Denkmal, wohlgefügt.
Die Mutter, die ihr Kindlein hegt
Ein Blümlein überm Grab mir pflegt.
Die Büblein schlank, die Dirnlein rank
Blühn mir als Totengärtlein Dank.
Blüh, Deutschland, überm Grabe mein
Jung, stark und schön als Heldenhain!

Schauspieler Benno Sterzenbach, erfolgreicher Filmschauspieler in der Nachkriegszeit

Nach der Ansprache des Kommandeurs sangen wir das Lied vom guten Kameraden. Dreimal krachten  dann die Salven, und wir verließen den würdigen Ort, wo jene vier Kameraden ruhen, die am 2. Juli 1942 bei den Kämpfen um Sewastopol junges Leben für Deutschland ließen. Die schlichte Heldengedenkfeier war zu Ende.“

Franz Dietz in Tropenuniform, nach einer längeren bettlägerigen Erkrankung sichtlich abgemagert

Am 30. März gab es einen russischen Bombenangriff auf Sewastopol:

„Ich  stand heute Mittag, so nach dem Essen, auf einer Anhöhe über unserem Stützpunkt. Da sah ich in geringer Höhe ein Geschwader in Stärke von neun Bombern über mich hinwegziehen und in einiger Entfernung weitere neun Bombenflugzeuge. Ich schaute senkrecht zum Himmel, zählte zunächst die Flugzeuge und dann sah ich, dass es dreimotorige Bomber waren. Den Typ konnte ich nicht erkennen. Sie sind sicher deutscher Nationalität, denke ich, sonst hätte doch längst unsere Flak geschossen. Die startet doch selbst dann, wenn es sich  ein einzelner Russe  in weit größerer Höhe handelt!

So zogen die Geschwader über mich hinweg. Sie glitzerten silbernen in der Frühlingssonne. Ich sah ihnen noch immer nach, doch siehe da, was war das? Unter einem der Flugzeuge entdecke ich eine lange Kette herabfallen! Tatsächlich! Bomben! Ein Dutzend und mehr noch! Schon donnerten die Einschläge und drunten aus dem Tal. Dort mitten aus Sewastopol heraus stiegen schwere, riesige Rauchwolken zum Himmel. Jetzt setzte das Inferno der schweren, leichten und schwersten Flak ein. Sie schossen aus allen Rohren. In den unzähligen schwarzen Sprengwolken konnte man kaum noch die Flugzeuge erkennen. Noch lag dichter grauer Staub über der toten Hafenstadt, über Sewastopol. Ich schaue hinab und sehe vom Hügel herab die weit in der Ferne am Horizont verschwindenden sowjetischen Bomber. Ein Kamerad, der  aus Sewastopol zurückkam, erzählte von vielen Todesopfern unter den deutschen und rumänischen Truppen. Möge Gott uns alle vor solch furchtbarem Unglück,  vor so viel unendlichem Leid bewahren.“

8. April 1943

Essensausgabe vor der Küche

„Heute spielte der Regiments-Musikzug vor unserer Unterkunft. Es gab ein Platzkonzert mit vertrauten herrlichen deutschen Weisen.“

Zuhörer beim Konzert

Am 5. März musste der Stab  die Riviera bei Omega verlassen und  ins Hinterland,  zum „Parkhof“  bei Sewastopol  umziehen. Franz beklagt sich  über  „die rauen Eintönigkeit, die bizarren Eigentümlichkeit und schließlich die   Weltabgeschiedenheit des taurischen Landes.“

                                                                                   Parkhof bei Omega

 

Stube von Franz Dietz  und Heinz Ruckert

In der Zeit vom 7. März 1943 bis zum 1. Juni 1943 war der Stab der Heeres-Küsten-Artillerie   vom der Villa  am Meer in Omega kommend im sogenannten Parkhof in der Nähe des sog. „Batterie-Hügels“ umgezogen. Die Unterkunft war angenehm. Zusammen mit Kamerad Heinz Ruckert bewohnte Franz im Hauptgebäude einen wohnlichen Raum, den sie sich mit bescheidenen Mitteln, wie man auf dem Bild sieht, recht geschmackvoll einrichtet haben. Sie blickten vom Fenster auf den benachbarten Hügel, auf welchem sich der gesamten Länge nach die Geschütze, Bunker und sämtliche Einrichtungen der zweiten Batterie der Abteilung befanden.

23. April 1943, Franz schildert Martha wie er seinen Geburtstag verbrachte:

Ein Rauschen ging durch die frühlingshafte Natur, als ich heute Früh erwachte und zum Fenster trat. In den Zweigen der spärlichen Baumwelt zwitscherten die Vögel zum Gruß. Gustav und Heinz gratulierten mir auf das herzlichste zum heutigen Tag. In rührender Weise gedachten sie meiner mit liebevollen kleinen, aber doch soehr herzlich gemeinten Geschenken. Mein größtes  Geschenk wartet noch auf mich. Ich trat zum Tisch, wohin ich gestern Abend deine lieben Geburtstagsbrief gelegt hatte. Und dann empfand mein Herz von neuem ein großes, unbeschreibliches Glück!

Franz mit Major Hagemann

Beim Lesen Deiner zu Herzen gehenden Worte war ich gerührt. Ich merkte, wie du mir fehlst!  Eine große Sehnsucht überkam mich in diesem Augenblick, mein Liebling!  Warum nur bin ich dir so fern?

Im Laufe des Vormittags  durfte ich noch verschiedene Geburtstagsglückwünsche meiner Kameraden und Vorgesetzten entgegennehmen. Unser Einheitsführer, Herr Leutnant Brückner, eröffnete mir traditionsgemäß, dass ich heute dienstfrei hätte. Als Geburtstagsgeschenk des Stabes erhielt ich eine Schachtel Zigaretten. Alles ist dazu angetan, mich heute zu erfreuen, wahrhaft ein strahlender Sonnentag. Heute Abend werden die vier KRIMinellen noch ein wenig zusammensitzen bei fröhlicher Unterhaltung.- Große Orgien können wir nicht feiern, denn dazu fehlt der nötige Sprit!  Aber wir werden den Tag schon so würdevoll wie  irgend möglich begehen. 

Ich durfte am Nachmiitag  noch eine riesige Freude erleben, die mich zu tiefst bewegte.  Unser feiner Herr Major Hagemann ist gekommen, mir zum Geburtstag zu gratulieren. In der Hand hielt er einen Strauß blauer und gelber Blümchen. Mit freundlichen Worten sprach er Glückwünsche zu meinem Geburtstag aus. Diesen Strauß habe er eigens für mich gepflückt, da er wisse, wie sehe ich die Natur liebe! Kannst du ermessen, mit welch großer Dankbarkeit ich unserem guten Herrn Kommandeur die Hand hierfür drückte? Keiner hat mich heute vergessen. Alle waren so gut zu mir. Ich durfte wahrhaft einen großen glänzenden Geburtstag begehen. Ich bin so unbeschreiblich glücklich und zufrieden.“

 Ausflug nach Simferopol

An Ostern, am  25. April 1945, wird Franz Dietz eine besondere Gunst zuteil. Eine Dienstreise gibt ihm die Möglichkeit Stadtluft zu schnuppern und Kultur zu genießen. Dazu schreibt er:

Unser Kommandeur hat beschlossen, dass ich unserem Oberzahlmeister, der krank in einem Lazarett in Simferopol lag, die Ostergrüße der Abteilung überbringen sollte.

Ich durfte somit auch gleichzeitig einige abwechslungsreiche und schöne Stunden am Ostertag (25.4.1943) in Simferopol erleben.

Mit dem Motorrad wurde ich zum Bahnhof Sewastopol gebracht. Um 18:25 Uhr startet der Zug in mitten der völlig zerstörten russischen Stadt Sewastopol. Die Fahrt bis zum Simferopol dauerte bis Mitternacht. In nächtliches Stille lief ich durch die menschenleeren Straßen. Da und dort huschten im leicht matten Mondschein einige Gestalten, Russen oder Tataren, an mir vorüber. Nach etwa einer Stunde des Suchens fand ich mein Quartier bei der Kraftfahrerkolonne des Regiments. Ein Kamerad wies mir ein Zimmer zu. So konnte ich noch einige Stündchen fest schlafen.

Als ich am Morgen ersten Ostertages, zur frühen Stunde durch die Stadt eilte strahlte die Sonne. Ich musste mich schon beeilen und die kostbare Zeit nutzen.  Zu nächst besorgte ich an der Kasse des Landestheaters Krim eine Eintrittskarte für die Abendvorstellung um 20 Uhr. Da ich so zeitig dort war, hatte ich längst eine Karte gelöst, bis es den großen Andrang an der Kasse ergab; denn als ich nach etwa einer Stunde durch Zufall wieder vorüberkam sah ich Mengen von Menschen, die an der Kasse anstanden. Wie sich am Abend herausstellte, hatte ich einen ganz ausgezeichneten Platz, eine Reihe hinter den Orchestersesseln genau in der Mitte.

Simferopol

Bei schönstem Sonnenschein spazierte ich durch die vielen Straße in der Hauptstadt der Krimins Lazarett. zu unserem erkrankten Oberzahlmeister Vor etwa drei Wochen hatte er sich einer schwierigen Operation unterziehen müssen. Es ging ihm aber schon wieder recht gut. Neben kleinen Geschenken der Abteilung brachte ich ihm, die verschiedenen Ostergrüße, darunter auch die Krimschilde. Seine Freude über alles war sehr groß. In angenehmer Weise unterhielt ich mich mit ihm etwa ein Stunde lang und nahm dann Abschied von ihm.

Punkt 12:00 Uhr fand ich mich im netten, sauberen und modern ausgestatteten Soldatenheim ein. Es gab einem festlichen, man kann sagen Osterschmaus: Sauerkraut, Salzkartoffeln und gekochte Schweinefüßchen. Dazu gab es ein Glas schäumendes dunkles Bier! Im Obergeschoss des Hauses auf der großen sonnigen Veranda standen die Türen zum Lese- und Spielzimmer offen, und die goldene Ostersonne konnte einströmen. Ich blätterte in der neuesten Ausgabe der Krim-Zeitung, welche täglich erschien, las in Illustrierten das, was mich interessierte, fund legt dann eine Mittagsruhe ein.

Weiter ging mein Weg in Richtung Soldaten-Kino. Rechtzeitig vor 15:00 Uhr hatte ich auch hier einen schönen Platz ergattert, diesmal in den hinteren Reihen. Seit etwa Oktober hatte ich keinen Film mehr. Ein halbes Jahr ohne tönende Leinwand! Kino, für einen anständigen durchschnittlichen Mitteleuropäer etwas Selbstverständliches, war für mich in der Regel unzugänglich.

In dem Augenblick, als das Licht ausging und anrührende Akkorde den Filmbeginn verkündeten, erfuhr ich auch seinen Titel: „Sophienlund“  Es war kein aus dem Üblichen herausragender Spielfilm, aber dank der Regie von Heinz Rühmann und der Leistung der Schauspieler beschwingte Unterhaltung mit guten Dialogen. Endlich mal wieder einen Film gesehen zu haben, stimmte mich schon recht froh.  Einem Spaziergang durch die Stadt schloss sich ein kleiner Imbiss an.

Mit den Kameraden vom Regiment begab ich mich am Abend zum Landestheater. Ich war erstaunt über die luxuriöse und herrliche Innenausstattung dieses Theaters. Das Motto des Abends: „Zwei frohe Stunden, für den Landser erfunden!“ Bestritten wurde der bunte Abend von Künstlern des Senders Krim, der die Veranstaltung auch direkt übertrug.  Große namhafte Künstler  alle den grauen Rock: Gefreiter Albert Breu mit seiner lachenden Klarinette, Charley Kunst, ein fabelhafter Klaviervirtuose. Er spielte ganz begeistert und dies alles um Gefreitenlohn. Gewandt wirbelten seine Finger über des Flügels Tasten. Es war ein Ohrenschmaus Er brachte in dieser temperamentvollen ungarischen Art den Zigeunertanz von Smetana zu Gehör.  Die Moderation  hatte Unteroffizier Walter Böhm, ein Kabarettist und Unteralthaltungskünstler auf vielen Frontbühnen und beim Soldatensender Krim. Er war ganz große Klasse. Eine zackige Marinekapelle umrahmte das Programm mit pikanten Weisen und flotten Märschen. Das warne wirklich zwei frohe Stunden! Außerdem hatte ich einen ausgezeichneten und äußerst günstigen Sitzplatz.

Am anderen Morgen in der Frühe nach diesem herrlichen ersten Ostertag, des 25. April 1943, der mir so unendlich viel Abwechslung und unterhaltsame Stunden geschenkt hatte,verließ ich Simferopol und kam vormittags um 11:00 Uhr wieder in Sewastopol an. Unser Opel Kadett holt ihr mich am Bahnhof ab.

Der Empfang am Standort, im „Rittergut Hagemann“, war großartig. Ein Gebrüll ertönte aus allen Fenstern, als sei ich eine Ewigkeit weg gewesen. Einen herzhaften Empfang bereiteten mir Gustav, Heinz und Benno. Sie fielen vor Begeisterung fast über das Gesims des Fensters. Ich betrat in eine österlich geschmückte Stube.“

27. Mai 1943

Heute erhielten wir die Urkunden für einen weiteren Orden. Für die Teilnahme an den Kämpfen auf der Krim bekamen wir, da wir Seite an Seite mit den rumänischen Kameraden eingesetzt waren, den vom König Micha I. gestifteten rumänischen königlichen Orden ‚Kreuzzug gegen den Kommunismus‘.“

 

17.Juni 1943

Es kam  für Franz zu einer schmerzlichen Trennung von seinem Kameraden und Freund, Hauptwachtmeister Gustav Martin. Dieser hatte sich entschlossen die Offizierslaufbahn einzuschlagen und wurde zu einem Lehrgang ins Reich abkommandiert, eine folgenreiche und schicksalshafte Entscheidung; denn gut eine Jahr später würde er gefallen sein. Er wurde als Leutnant zu einer Panzereinheit versetzt und kam im Baltikum zum Fronteinsatz. Bei Abwehrkämpfen gegen die Rote Armee  fiel  Gustav Matin am 11. Oktober 1944  westlich von Tauroggen/Litauen, wo er auch beigesetzt wurde. Franz Dietz war von seinem Kommandeur ebenfalls für einen später stattfindenden Offizierslehrgang vorgeshen, wozu es aber wegen der Kriegsereignisse zu seinem Glück nicht mehr kommen sollte.

Franz war sehr betrübt über den Weggang Gustavs :

„Ich bedaure jedoch aufs Tiefste, dass ich recht bald von Gustav Abschied nehmen muss. Fast drei Jahre arbeiteten und lebten wir zusammen. Das Einvernehmen und die Kameradschaft zwischen uns beiden ist wohl als einmalig zu bezeichnen. Seit fast drei Jahren gingen wir den gleichen Weg. Oft hausten wir zusammen in einem Zimmer, in einer Hütte, schlief in einem Zelt oder zusammen in einem einem Zimmer, in einer Hütte, schlief in einem Zelt oder zusammen in einem Eisenbahnwagen. Nun wird für uns bald der Tag des Abschieds kommen.“

Es sollte für Franz noch schlimmer kommen. Er wurde nicht nur von seine engsten Freunden, Benno Sterzenbach und Heinz Ruckert, getrennt. sondern  sie alle mussten ihre Komfortzone, ihren ruhigen Posten beim Stab, verlassen und kamen zu unterschiedlichen Batterien, also zu Kampfeinheiten.  Ein weiterer Tiefschlag: Framz  wurde eröffnet, dass er bis auf Weiteres keinen Heimaturlaub erhalten würde.

Über seine eue Aufgabe als Geschützführer in einem Gefechtsstand schreibt er am 26. Juni 1943:

                             

„Unsere Versetzung war ausgesprochen. Gustav, Heinz und Benno kamen zur ersten Batterie, ein Kamerad aus Wien und ich kamen zur zweiten Batterie. Dies war keine Willkür, es waren dienstliche Gründe. Mein wunderschönes Quartier beim Stab musste ich verlassen, unser nettes zu Hause. Ich hielt Einzug in einem Bunker, da ich Geschützführer wurde und unmittelbar beim Geschützt untergebracht sein musste. Die Geschützbedienung besteht aus sieben Mann aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes. Das sind wirklich nette Jungs, welche mir auch aufs Wort gehorchen. In dieser Beziehung darf ich vollauf zufrieden sein. Nun wohne ich in einem Erdloch in völlig steiniger und sandiger Wildnis.“

Mitte Juli 1943 Heimaturlaub

Die Drogerie von Marthas Eltern im Saarland

       

                  Der Hochzeitsturm in Franz‘ Heimatstadt 

Wider Erwarten erhält Franz doch die Bewilligung eines Heimturlaubs. Die meiste Zeit davon verbringt er mit seiner zukünftigen Ehefrau Martha. Vom 20.- 31 Juli 1943 halten  sich die beiden im Saarland auf und reisen in das angrenzende Elsaß-Lothringen und nach Straßburg und zum Schluß nach Darmstadt, wo Franz  seine Braut seinen Eltern vorstellt und sich von ihr auf umbestimmte Zeit an die Front verabschieden muss.

Russiische Gegenoffensive

Die ruhige, fast kampflose Zeit für die Heeres-Küsten-Artillerie-Abteilung 284 endet am April 1944 mit dem Beginn der sowjetischen Offensive zur Rückeroberung der Krim an der Landenge von Perekop. Die Rote Armee rückte schmell vor.  Am 15.04.1944 erreichte sie den Verteidigungsring der Stadt Sevastopol. Die deutschen Trupen mussten fürchten auf der Halbinserl eingekesselt zu werden. Am 12. April 1944 begann die Evakuierung  der Armee über das Schwarze Meer nach Konstanza mit Schnellbooten.

Die Schnellboot-Flottille trug dazu bei, dass vom 12.04. bis 08.05.1944 insgesamt 90.260 Soldaten, 15.435 Verwundete, 11.358 Evakuierte und 4.260 Kriegsgefangene von der Krim nach Sulima und Konstanza abtransportiert werden konnten.  Die Schnell-Boote waren gefährdet durch Luftangriffe und durch Beschuss der Artillerie.

Auch Franz Dietz war Ende April 1944 auf einem der Boote, das manövrierunfähig im  Schwarzen Meer trieb. Die Schiffbrüchigen wurden von einem rumänsichen Geleitschiff Amiral Murgescu aufgenommen und in Konstanza an Land gebracht. Von dort traten die Soldaten der Heeres-Küsten-Artillerie-Abteilung 284 per Bahn die Reise in ihren Heimatstandort Mannheim an. Nach der Überfahrt über die Alpen konnte Franz am 9. Mai 1944 von Freilassing aus per Telegramm ein erstes Lebenszeiche an seine Angehörigen senden.

Noch im selben Monat wird die Einheit, die auf der Krim schwere Verluste erlitten hatte, zur Auffrischung nach Baumholder verlegt. Danach wurde die Einheit als Attelerie-Ersatz-Abteilung 69 nach Triest verlegt.

 

 

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